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FIFA Confederations Cup 2005
Als organisatorische Generalprobe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fand der umgangssprachlich Confed-Cup genannte Wettbewerb vom 15. bis 29. Juni 2005 in Deutschland statt. Es war die insgesamt fünfte Ausspielung dieses interkontinentalen Fußball-Wettkampfs, der 1992 und 1995 noch als König-Fahd-Pokal ausgetragen wurde. Zur Teilnahme berechtigt sind dabei die Nationalmannschaften, die entweder amtierender Meister einer der 6 Kontinentalverbände, der amtierende Weltmeister oder Teil des gastgebenden Landes sind.
Somit waren neben Deutschland als Gastgeber, Brasilien als amtierender Weltmeister sowie Griechenland, Tunesien, Japan, Australien und Mexiko als Kontinentalmeister für das Turnier qualifiziert. Durch den Umstand, dass Brasilien gleichzeitig Weltmeister und Gewinner der Copa America war, wurde zudem Argentinien als südamerikanischer Vize-Meister zur Gruppenphase zugelassen. Letztendlich waren es auch diese beiden Mannschaften, die sich am Ende im Finale in Frankfurt a. M. gegenüberstanden. Brasilien wurde hier seiner Favoritenrolle gerecht und konnte damals seinen zweiten von heute insgesamt vier Turniersiegen feiern.
Gruppe A | |||
Deutschland | Australien | Argentinien | Tunesien |
Gastgeber | Ozeanienmeister 2004 | Südamerikameister 2004 | Afrikameister 2004 |
Gruppe B | |||
Brasilien | Griechenland | Japan | Mexiko |
Weltmeister 2002 | Europameister 2004 | Asienmeister 2004 | Gold Cup 2003 |
Austragungsorte Confed Cup 2005
Seit im Jahr 2000 feststand, dass Deutschland im Jahr 2006 Ausrichter der 18. Fußball-Weltmeisterschaft sein würde, war die Vorfreude groß nach der Europameisterschaft 1988 und der Weltmeisterschaft 1974 zum dritten Mal Gastgeber eines großen Turniers sein zu dürfen. Zudem war es eine Chance für ganz Deutschland sich nach der Wiedervereinigung 1990 der Weltöffentlichkeit als gastfreundschaftlich und aufgeschlossen zu präsentieren. Um sich für diese Herausforderung zu wappnen, nutzte Deutschland den Confed-Cup 2005 und testete unterschiedliche Ticketverkaufssysteme, entwickelte Sicherheitskonzepte und prüfte bereits fertig gestellte Spielstädten auf ihre Massentauglichkeit. So wurde der Confed-Cup in insgesamt 5 teils neu gebauten bzw. grundsanierten Stadien ausgetragen: dem Waldstadion in Frankfurt a.M., dem Frankenstadion in Nürnberg, dem Zentralstadion in Leipzig als einzigem ehemaligen ostdeutschen Austragungsort, dem Rheinenergiestation in Köln und der AWD-Arena – ehemals Niedersachsenstadion – in Hannover. Die Kapazitäten lagen dabei zwischen 40.600 und 44.700 Zuschauerplätzen.
Video Confed Cup 2005
Das Confed Cup 2005 Spiel: Deutschland – Australien
Der deutsche DFB Kader zum Confed Cup 2005
Name | Geb.-Datum | Einsätze | Tore |
---|---|---|---|
Hildebrand, Timo | 05.04.1979 | 1 | 0 |
Kahn, Oliver | 15.06.1969 | 2 | 0 |
Lehmann, Jens | 10.11.1969 | 2 | 0 |
Friedrich, Arne | 29.05.1979 | 3 | 0 |
Hinkel, Andreas | 26.03.1982 | 2 | 0 |
Huth, Robert | 18.08.1984 | 5 | 1 |
Mertesacker, Per | 29.09.1984 | 5 | 1 |
Ballack, Michael | 26.09.1976 | 4 | 4 |
Borowski, Tim | 02.05.1980 | 1 | 0 |
Deisler, Sebastian | 05.01.1980 | 5 | 0 |
Engelhardt, Marco | 02.12.1980 | 1 | 0 |
Ernst, Fabian | 30.05.1979 | 4 | 0 |
Frings, Torsten | 22.11.1976 | 5 | 0 |
Hitzlsperger, Thomas | 05.04.1982 | 3 | 0 |
Schneider, Bernd | 17.11.1973 | 5 | 0 |
Schweinsteiger, Bastian | 01.08.1984 | 4 | 2 |
Asamoah, Gerald | 03.10.1978 | 5 | 1 |
Hanke, Mike | 05.11.1983 | 4 | 1 |
Kuranyi, Kevin | 02.03.1982 | 5 | 2 |
Podolski, Lukas | 04.06.1985 | 4 | 3 |
Gruppenphase Confed Cup 2005
Aufgeteilt in die Gruppen A und B traten je vier Nationen im sogenannten Meisterschaftssystem gegeneinander an, in dem jede Mannschaft gegen jede andere Mannschaft in der eigenen Gruppe einmal antreten muss. Ein Sieg zählt dabei 3 Punkte und ein Unentschieden 1 Punkt für die Gesamtwertung, wobei die Qualifikation für das Halbfinale über die Platzierung auf den ersten beiden Rängen der Abschlusstabelle der Vorrunde erfolgt. In diesem Modus traf in der Gruppe A Deutschland auf den Ozeanien-Meister Australien, den Vize-Meister der Copa America Argentinien und den Afrika-Meister Tunesien. In Gruppe B spielte der amtierende Weltmeister Brasilien gegen den Überraschungseuropameister Griechenland, den Asien-Meister Japan und Mexiko als nordamerikanischer Meister. Allerdings traten nicht alle teilnehmenden Mannschaften in ihrer Bestbesetzung zu dem Turnier an. So wurde zum Beispiel einigen brasilianischen Stammspielern wie Roberto Carlos oder argentinische Größen des Sports wie Hernan Crespo eine Pause eingeräumt. Für die deutsche Nationalmannschaft dagegen war der Cup eine richtungsweisende Standortbestimmung, da ihr einerseits der Wettkampf der Qualifikationsrunde durch die Gastgeberrolle erspart blieb und andererseits viele junge Spieler wie Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski in die Mannschaft drängten.
Als erste Hürde stand für Deutschland Australien auf dem Spielplan. Die junge deutsche Mannschaft konnte zwar mit 4:3 das Offensivspektakel in Frankfurt a.M. für sich entscheiden, offenbarte dabei aber auch Unsicherheiten im Defensivspiel. Allerdings tat sich Argentinien als Favorit der Gruppe A gegen die vermeintlich schwächeren Tunesier ebenfalls schwer und konnte nur knapp mit 2:1 gewinnen. Am zweiten Spieltag der Gruppe A hatten dann aber sowohl Argentinien als auch Deutschland in die Spur gefunden und gewannen souverän mit 4:2 gegen Australien bzw. 3:0 gegen Argentinien. Bastian Schweinsteiger erzielte dabei eines seiner ersten Tore für die deutsche Nationalmannschaft. So ging es im letzten Gruppenspiel zwischen Deutschland und Argentinien um den Gruppensieg verbunden mit dem vermeintlich einfacheren Gegner im Halbfinale. Kurz zuvor hatte Tunesien 3:0 gegen Australien gewonnen, aber war bereits aus dem Rennen ums Weiterkommen ausgeschieden. So war die Partie von Einsatz und Leidenschaft geprägt und endete 2:2 nachdem die Albiceleste zweimal eine deutsche Führung ausgleichen konnte. Aufgrund der besseren Tordifferenz war die DFB-Auswahl auf dem ersten und Argentinien auf dem zweiten Platz, Tunesien wurde Dritter und Australien letzter der Gruppe A.
Gruppe A Spielplan
Datum/Spielort | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
---|---|---|---|
15. Juni, Köln | Argentinien | Tunesien | 2:1 (1:0) |
15. Juni, Frankfurt | Deutschland | Australien | 4:3 (2:2) |
18. Juni, Köln | Tunesien | Deutschland | 0:3 (0:0) |
18. Juni, Nürnberg | Australien | Argentinien | 2:4 (0:2) |
21. Juni, Leipzig | Australien | Tunesien | 0:2 (0:1) |
21. Juni, Nürnberg | Argentinien | Deutschland | 2:2 (1:1) |
Gruppe A Ergebnisse
Pl. | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | Deutschland | 3 | 2 | 1 | 0 | 9:5 | +4 | 7 |
2. | Argentinien | 3 | 2 | 1 | 0 | 8:5 | +3 | 7 |
3. | Tunesien | 3 | 1 | 0 | 2 | 3:5 | −2 | 3 |
4. | Australien | 3 | 0 | 0 | 3 | 5:10 | −5 | 0 |
In Gruppe B startete Mexiko mit einem knappen 2:1 Siegt nach einem Rückstand gegen Japan während Brasilien souverän mit 3:0 gegen Griechenland gewann. Am zweiten Spieltag verlor Griechenland ebenfalls gegen defensiv stark spielende Japaner mit 0:1, wodurch sich der Asien-Meister die Chance auf das Halbfinale offen hielt. Die große Überraschung des Spieltags erlebten allerding die Zuschauer in Hannover, wo der amtierende Weltmeister 1:0 gegen Mexiko verlor und so die Gruppenführung an die Mittelamerikaner abgeben musste. Der dritte Spieltag endete mit zwei Unentschieden: Griechenland erkämpfte sich ein 0:0 gegen Mexiko und errang so einen Ehrenpunkt in der Abschlusstabelle. Japan versuchte gegen schwächelnde Brasilianer aller, aber kam unter dem Strich nicht über ein 2:2 hinaus. Damit blieb Brasilien auf dem zweiten Platz der Gruppe B und traf in der Neuauflage des WM-Finals von 2002 im Halbfinale auf die DFB-Elf. Argentinien musste sich gegen die überraschend starken Mexikaner antreten.
Spielplan Gruppe B
Datum/Spielort | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
---|---|---|---|
16. Juni, Hannover | Japan | Mexiko | 1:2 (1:1) |
16. Juni, Leipzig | Brasilien | Griechenland | 3:0 (1:0) |
19. Juni, Frankfurt | Griechenland | Japan | 0:1 (0:0) |
19. Juni, Hannover | Mexiko | Brasilien | 1:0 (0:0) |
22. Juni, Frankfurt | Griechenland | Mexiko | 0:0 |
22. Juni, Köln | Japan | Brasilien | 2:2 (1:2) |
Tabelle Gruppe B
Pl. | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | Mexiko | 3 | 2 | 1 | 0 | 3:1 | +2 | 7 |
2. | Brasilien | 3 | 1 | 1 | 1 | 5:3 | +2 | 4 |
3. | Japan | 3 | 1 | 1 | 1 | 4:4 | ±0 | 4 |
4. | Griechenland | 3 | 0 | 2 | 0:4 | −4 | 1 |
Die Halbfinale Confed Cup 2005
Im ersten Halbfinale blieb es lange spannend. Der amtierende Weltmeister Brasilien konnte in der ersten Halbzeit zweimal in Führung gehen, aber die deutschen Spieler – namentlich Podolski und Ballack – konnten wieder ausgleichen. Nach Adrianos wuchtigem Linksschuss in der 76. Minute konnten die Südamerikaner ihren Vorsprung allerdings über die Zeit retten und besiegelten so das Aus der deutschen Auswahl im Halbfinale. Auch das andere Halbfinale war lange ausgeglichen und so kam es nach 90 torlosen Minuten zur Verlängerung, in der Mexiko zwar in Führung gehen konnte aber Argentinien nur 6 Minuten später wieder ausglich. Das darauf folgende Elfmeterschießen ging knapp mit 6:7 an die Albiceleste und Mexiko musste sich mit dem Spiel um Platz 3 gegen Deutschland zufrieden geben.
Ergebnis Halbfinale
Datum/Spielort | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
---|---|---|---|
25. Juni, Nürnberg | Deutschland | Brasilien | 2:3 (2:2) |
26. Juni, Hannover | Mexiko | Argentinien | 1:1 n.V. (0:0, 0:0), 5:6 i.E. |
Spiel um Platz 3 Confed Cup 2005
Für die Mexikaner war allerdings auch gegen Deutschland nichts zu holen: Zwar konnten sie dreimal einen Rückstand in ein Unentschieden verwandeln und so eine Verlängerung erzwingen, aber dort markierte Michael Ballack den Siegtreffer in der 97. Minute per direktem Freistoß.
Ergebnis Spiel um Platz 3
Datum/Spielort | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
---|---|---|---|
29. Juni, Leipzig | Deutschland | Mexiko | 4:3 n.V. (3:3, 2:1) |
Das Finale Confed Cup 2005
Im großen Finale dagegen waren die Verhältnisse schon nach wenigen Minuten klar: Brasilien – erst nur langsam ins Turnier gekommen – überrollte den Erzrivalen aus Argentinien in der Anfangsviertelstunde und markierte zwei Treffer durch Adriano und Kaka ehe der Star des Teams Ronaldinho das 3:0 kurz nach der Pause erzielte. Danach war das Spiel gelaufen, Adriano erzielte sogar noch das 4:0. Argentinien erzielte in der Schlussphase des Spiels lediglich den Ehrentreffer.
Ergebnis Finale
Datum/Spielort | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
---|---|---|---|
29. Juni, Frankfurt | Brasilien | Argentinien | 4:1 (2:0) |
Wissenswertes
So ist es kaum verwunderlich, dass 2 von 3 Trophäen für die besten Spieler des Turniers an Spieler der brasilianischen Nationalmannschaft vergeben wurden. Der Stürmer Adriano wurde nicht nur mit dem Goldenen Ball zum Spieler des Turniers gewählt, sondern erhielt auch den Goldenen Schuh als Preis für seine fünf Treffer, die ihn zum Torschützenkönig des Turniers vor Michael Ballack mit vier Treffern machten. Der bronzene Ball ging an den Weltfußballer Ronaldinho kurz hinter dem Argentinier Riquelme, während die Fair-Play-Trophäe an die gesamte Griechische Nationalmannschaft übergeben wurde. Insgesamt war es ein spannendes und faires Turnier, das trotz der Niederlage für Deutschland im Halbfinale in der Retrospektive als gelungene Generalprobe für die nachfolgende WM 2006 gesehen wird.